Das Sakrament der Krankensalbung
Meist merken wir erst in den Tagen der Krankheit, wie wichtig die Gesundheit in unserem Leben ist. Dann bitten wir Gott inständig, dass er uns doch wieder gesund machen und das unbeschwerte Leben wiedergeben möge.
Jesus hat in seinem irdischen Dasein solch menschliches Flehen sehr oft vernommen, als er als Prediger unterwegs war und er hat das Rufen der kranken Menschen erhört und vielen die Gesundheit wiedergeschenkt.Er wollte damit klar machen: Gott will das ganzheitliche Heil des Menschen und dieses hat er zeichenhaft in einzelnen Krankenheilungen verwirklicht. Damit sollte offenbar werden, dass Gottes Reich in dieser Welt und unter den Menschen schon angebrochen ist. Fortsetzung von Jesu Wirken in den Sakramenten
Im Sakrament der Krankensalbung soll diese heilende Zuwendung Jesu Christi zu den Kranken und leidenden Menschen fortgesetzt werden. Nach christlicher Tradition versteht man unter einem Sakrament ein sichtbares Zeichen, durch das die Gnade und Nähe Gottes vermittelt wird. Sakramente sind von Jesus Christus eingesetzt und dienen als äußere Zeichen dazu, innerlich auf die Seele des Empfängers zu wirken. Zudem bezeichnet ein Sakrament etwas Heiliges, das eine ganz besondere Verbindung des Menschen zu Gott schafft. Nach katholischem Verständnis wirkt Jesus Christus selbst in den Sakramenten der Kirche.
Schon im Neuen Testament lesen wir: „Er (Jesus) rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Macht, unreine Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen“ (Mt 10,1). Und der Evangelist Markus berichtet uns, dass die Jünger Jesu das weitergeführt haben, was ihr Meister selbst getan hatte: „Sie (die Jünger) trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie“ (Mk 6,13). Diese Praxis der Apostel wird uns auch im Jakobusbrief als kirchliche Heilssorge an den kranken Menschen überliefert: „Ist einer unter euch krank, dann rufe er die Priester der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben“ (Jak 5,14 f.).
Wirkung des Sakraments der Krankensalbung
Retten und aufrichten – das sind die wichtigsten Wirkungen des Sakraments der Krankensalbung, aber auch Mitteilung der Kraft des Heiligen Geistes sowie Heilung und Sündenvergebung. Die Krankensalbung soll dem gläubigen Menschen also helfen, die Krisensituation des Lebens – die schwere Krankheit – zu bestehen. Die Krankensalbung vermittelt somit Gottes Hilfe und Beistand auf einer schwierigen Wegstrecke menschlichen Lebens.
Für wen ist dieses Sakrament gedacht?
Jahrhundertelang wurde den Sterbenden möglichst spät das Sakrament der „letzten Ölung“ gespendet. Auch dem Verstorbenen wurde sie noch zuteil mit der Begründung, dass sie die Seele des Menschen auf dem letzten Weg stärke und für die Ewigkeit bereite. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) fand eine Neubesinnung auf dieses Sakrament statt. Demnach ist das Sakrament der Krankensalbung eigentlich nicht für Tote gedacht, sondern für die Kranken. Weil dieses Heilszeichen den Kranken retten und aufrichten soll, lauten die offiziellen Worte, die der Priester bei der Spendung des Sakraments spricht:
(Bei der Salbung auf die Stirn) „Durch diese hl. Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen. Er stehe dir bei mit der Kraft des hl. Geistes.“ (Bei der Salbung der Hände) „Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf.“ Nach dem Verständnis des Konzils ist nicht die Krankensalbung das Sakrament für den sterbenden Menschen, sondern die hl. Kommunion als Wegzehrung.
Wer kann die Krankensalbung empfangen?
Das setzt voraus, dass rechtzeitig um die Spendung der Krankensalbung gebeten wird, damit der Kranke diese bewusst empfangen kann. „Die Krankensalbung soll mit den Gläubigen gefeiert werden, die sich wegen Krankheit oder Altersschwäche in einem bedrohlich angegriffenen Gesundheitszustand befinden. Das Sakrament hat seinen Platz in der Situation jeder ernstlichen physischen oder psychischen Erkrankung und kann deshalb mehrmals im Leben, ja auch innerhalb einer fortschreitenden Krankheit wiederholt empfangen werden. Vor einem chirurgischen Eingriff kann die Krankensalbung immer dann gefeiert werden, wenn eine gefahrbringende Erkrankung der Grund für die Operation ist.“ (vgl. „Kleines Rituale“, hrsgg. von den Liturgischen Instituten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz) Auch bei Kranken, die nicht mehr bei Bewusstsein sind, kann das Sakrament der Krankensalbung gespendet werden, wenn diese den Wunsch vor Verlust des Bewusstseins geäußert haben. Es gilt: Wir sollen selber nach diesem Sakrament verlangen, wenn wir ernsthaft krank sind oder vor einer wichtigen Operation stehen. Es empfiehlt sich aber auch, unsere Angehörigen, die länger oder schwer krank sind, zu ermuntern, die Krankensalbung zu empfangen.
Gottes liebende Zuwendung durch Christus im Sakrament der Krankensalbung
Christus schenkt dem Kranken Gottvertrauen, damit er seine schwierige Situation bewältigen kann und damit er Mut fasst und Hoffnung schöpft, sodass er zum irdischen und ewigen Leben „Ja“ sagen kann. Im Sakrament der Krankensalbung verleiht Christus selbst dem kranken, mutlosen und seiner Kraft beraubten Menschen die Gnade des Heiligen Geistes. Er will ihn aufrichten, stärken und ihm die Kraft geben, die Herausforderung des Leidens zu bestehen und an Leib und Seele wieder gesund zu werden bzw. durch die Begegnung mit dem Herrn im Sakrament eine innere Ruhe zu empfangen.
F. Schmid, Pfarrer